Lass deinen Protagonisten lügen

Als Autorin oder Autor möchtest du Figuren erschaffen, die glaubwürdig wirken, komplexe Emotionen ausdrücken und deine Leser:innen durch Spannung fesseln. Eine wirkungsvolle Technik dafür ist der Subtext. Also das, was zwischen den Zeilen passiert. In dieser Schreibübung trainierst du genau das: Du lässt deine Hauptfigur lügen, ohne dass du als Schreibende:r explizit erwähnst, dass es eine Lüge ist. So stärkst du dein Gespür für nonverbales Erzählen und indirekte Kommunikation im Text, ein zentrales Element des kreativen Schreibens.

Inhaltsübersicht

Manchmal ist das Spannendste im Text nicht das, was gesagt wird, sondern das, was verschwiegen bleibt. In dieser Schreibübung trainierst du, wie du eine Lüge ohne das Wort „Lüge“ erzählst. Du lernst, mit Zwischentönen zu schreiben, Subtext zu erzeugen und deinen Figuren Tiefe zu verleihen.

1. Wähle eine Figur und eine passende Situation

Zuerst überlegst du dir eine Figur, die in deiner Szene im Mittelpunkt steht. Das kann eine neue fiktive Person sein oder jemand aus einem bestehenden Schreibprojekt. Wichtig ist: Diese Figur wird in der Szene eine Lüge erzählen. Überlege dir, in welcher Situation sie sich befindet und warum sie lügen muss. Was will sie verbergen?

2. Entscheide, wer die Lüge hört

Jetzt bestimmst du, wem die Lüge erzählt wird. Ideal ist eine Figur, zu der eine enge Beziehung besteht, zum Beispiel eine Freundin, ein Kollege oder ein Familienmitglied. Dadurch wird der Moment bedeutungsvoller. Emotionale Nähe verstärkt die Wirkung der Lüge und eröffnet dir mehr Spielraum für Zwischentöne.

3. Lege den Inhalt der Lüge fest

Nun formulierst du für dich, was genau gelogen wird. Wird ein Vorfall vertuscht? Ein Gefühl versteckt? Eine Wahrheit bewusst verdreht? Definiere auch, welche Konsequenzen es hätte, wenn die Wahrheit ans Licht käme. Das steigert den inneren Druck deiner Figur und macht die Szene glaubwürdiger.

4. Schreibe die Szene, ganz ohne das Wort „Lüge“

Jetzt beginnt das eigentliche Schreiben. Verfasse eine Szene, in der deine Figur die Lüge ausspricht oder andeutet. Aber: Vermeide jede direkte Benennung der Lüge. Stattdessen lässt du durch Körpersprache, Gestik, Mimik, Tonfall oder innere Gedanken erkennen, dass hier nicht die Wahrheit gesagt wird. Auch die Reaktion der anderen Figur kann verräterisch sein.

5. Lies deinen Text kritisch oder laut vor

Wenn dein Text steht, lies ihn dir laut vor oder gib ihn jemandem zum Testlesen. Spürt man als Leserin oder Leser, dass hier etwas nicht stimmt? Wird die Lüge greifbar, ohne dass sie ausgesprochen wird? Falls nicht, überlege, wo du kleine Signale einbauen könntest, die den Widerspruch zwischen Worten und Wahrheit sichtbar machen.

6. Überarbeite gezielt den Subtext

Zum Schluss gehst du in die Feinarbeit. Schärfe einzelne Formulierungen nach, setze bewusst Pausen oder Blickkontakte ein, spiele mit Andeutungen. Vielleicht lässt du die Figur stottern, abschweifen oder zu ausführlich antworten. All das kann eine Lüge spürbar machen, ohne sie zu benennen. So trainierst du, wie man mit Nuancen erzählt. Diese Schreibübung ist ideal, um deine Fähigkeiten im kreativen Schreiben zu vertiefen. Du übst, indirekt zu erzählen, emotionale Spannung aufzubauen und deine Figuren lebendig wirken zu lassen. Ob du an einem Roman, Drehbuch oder Kurzgeschichte arbeitest, das bewusste Spiel mit Wahrheit und Täuschung bringt Tiefe in jeden Text.

Schreibübungen
Foto von Hannah Olinger, Unsplash

Figurenentwicklung

Schreibe eine kurze Szene, in der dein Protagonist oder deine Protagonistin lügt, aber ohne explizit zu sagen, dass es eine Lüge ist. Zeige durch Körpersprache, Reaktionen, innere Gedanken oder die Reaktion anderer Figuren, dass hier nicht die Wahrheit gesagt wird.

Anfänger:in

20 Minuten

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